Wenn freie Rede ihren Schrecken verliert

85 Teilnehmer besuchten das Seminarzentrum Kloster Banz – ein neuer Rekord am Gymnasium Pocking, denn noch nie wollten so viele dabei sein. Die berufliche Orientierung im Assessment-Center, im Social-Media-Kurs oder im Kurs für Mediendesign findet großen Anklang bei den Schülerinnen und Schülern aus den 11. und 12. Klassen.
Die Rhetorikkursleiterin Lena Hutter bestätigt, dass gerade die Kurse in freier Rede und im Präsentieren besonders gerne besucht werden. Schließlich wollen alle nicht nur gut in mündlichen Prüfungen abschneiden, sondern auch außerhalb der Schule überzeugend und sicher vor Publikum bestehen können.
Die 17-jährige Teilnehmerin Theresa weiß nun, dass Selbstbewusstsein vor Selbstdarstellung geht. „Es geht vor Publikum nicht um Theater, sondern um selbstsicheres Auftreten, um den eigenen Standpunkt rüberzubringen“, erklärt sie. Der Personaltrainer Gunter Schnatmann bestätigt, dass die Oberstufenschüler auf Studiumsniveau arbeiten. „Reife Leistung“ lautet sein Urteil im Assessment-Center, in dem erarbeitet wird, mit den eigenen Vorteilen zu punkten und einen Job im virtuellen Bewerbungsgespräch zu ergattern.
Lui Knoll vom Bayerischen Rundfunk analysiert jede Bewegung, den Stimmsitz und die Phonetik, wenn Übungsreden zur Eröffnung der Passauer Polizeistation als Bürgermeister oder Ministerpräsident gehalten werden. Die auf Video aufgezeichneten Analysen geben eine Rückmeldung zur Selbst- und Fremdwirkung für alle Rhetorikschüler.
Phonetikübungen mit dem Sprechkünstler Winni Bürzle machen die Teilnehmenden fit und den Bewegungsapparat locker.
Bastian Eller unterstützt als Medientechniker aus der Schweiz die Filmgruppe. Dr. Arno Scherling vom Filmseminar lässt Dokumentarfilme schneiden. „Nicht die Länge macht’s, sondern ein kurzer, klarer Filmschnitt bei bester Ausleuchtung führt zu optimalen Ergebnissen“, rät er den Abiturienten, die im Filmstudio von Banz ihre Abschlussarbeit schneiden.
Thorsten Ziemer als Medientechniker unterstützt die Gruppe Mediendesign, die spontane Filmeindrücke vom Seminarbetrieb einsammeln, um einen Teilnahmebeitrag zu schneiden. Medientechniker Helmut Göb gibt seine Erfahrung als Coach in vielen Situationen weiter: „Du entscheidest, wie du auftrittst, lass dich nie in die Enge treiben“, macht er den jungen Rednerinnen und Rednern Mut. Die beiden Praktikanten Melanie Zeger und Moritz Siebzehnrübl unterstützen den organisatorischen Ablauf der großen Seminargruppe. Seminarleiter Stephan Wrana ist überzeugt vom Konzept außerhalb des Unterrichts: „Die Schüler nehmen an keinem anderen Ort so viel mit fürs spätere Leben wie hier in Banz.“ Manche sind zum dritten Mal dabei und immer noch begeistert. Der 18-jährige Simon berichtet, dass auch nach der dritten Teilnahme immer noch Steigerungen möglich waren.
„Fit for Job“ war das Motto von Wirtschaftslehrerin Kristina Kirschner, die ihr P-Seminar auf Bewerbungen, Persönlichkeitsfindung und Bewerbungsgespräch vorbereitete. „Ich schätze die Berufsorientierung ungemein, die bei diesen interdisziplinären Kursen stattfindet“, zeigt sich die Wirtschaftsfachbetreuerin begeistert. Nach drei anstrengenden Tagen mit Arbeitseinheiten bis spät in die Nacht kehren die Schüler erschöpft an die Schulbank zurück – aber Präsentationen und freie Rede haben ihre Schrecken verloren. Diese Erfahrung kann ihnen niemand mehr nehmen. Die 17-jährige Melanie berichtet: „Ich musste erst einmal lernen, vor der Kamera zu stehen, und dann ging alles ganz schnell! Ich kann vor Publikum reden und weiß, was ich zu tun habe. Alle Sorgen von früher sind wie weggeblasen! Die Personaltrainer haben mir geholfen, an meinem Selbstbild zu arbeiten.“ Wertvolle Tipps aus der Gruppe, eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre in den Seminaren und die professionelle Ausstattung des Seminarzentrums Banz haben das Rhetorik- und Medienseminar zum vollen Erfolg geführt.

(PNP vom 26.10.2022)